Zuerst möchte ich Ihnen einen kurzen Einblick in die Vergangenheit geben:
Dank der Aufzeichnungen des Klosters Ottobeuren weiß man, dass in Herbishofen und Theinselberg schon im Jahr 1167 die ersten Kirchen standen. Auch die Erstnennung der Ortsteile Lachen, Moosbach, Hetzlinshofen, Albishofen und Goßmannshofen liegen teilweise schon fast 900 Jahre zurück. Es ist kein Zufall, sondern erlebte und erlittene Geschichte, dass die Gemeinde Lachen auf drei Kirchen blicken darf: Nachdem die Herrschaft Theinselberg 1558 unter Philipp von Pappenheim die Lehre Calvins angenommen hatte, führte die Glaubensspaltung dazu, dass sich die Katholiken 1746 am Fuße des Theinselberg die heutige katholische Kirche erbauten, die weithin als schmuckes Kleinod bekannt ist. Dazu gesellt sich seit 1954 die Kapelle in Goßmannshofen. Bevor der Ort Lachen 1803 im Rahmen der Säkularisation bayrisch wurde, gehörte er zum Fürststift Kempten. Im Zuge der Verwaltungsreform von 1818 entstand die heutige Gemeinde Lachen. Weitere geschichtliche Informationen finden Sie im Buch „Haus- und Hofgeschichte der Gemeinde Lachen“, das Sie im Rathaus erwerben können.
In unseren ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Ortsteilen, haben sich einige kleinere und mittelständische Handwerks- Industrie- und Handelsbetriebe angesiedelt und wir sind inzwischen eine stadtnahe bevorzugte Wohngegend mit ca. 1700 Einwohner geworden.
Lachen von einst bis jetzt …
Die Lage der Gemeinde Lachen an der Grenze der Herrschaftsgebiete des Klosters Ottobeuren, der Freien Reichsstadt Memmingen und des Fürststiftes Kempten hat die geschichtliche Entwicklung entscheidend geprägt.
Älteste Orte der Gemeinde Lachen, die heute die Weiler Albishofen, Goßmannshofen, Herbishofen, Hetzlinshofen, Lachen, Moosbach und Theinselberg umfasst, sind Theinselberg und Herbishofen, beide erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1097. Aus Aufzeichnungen des Klosters Ottobeuren wissen wir, dass in beiden Orten bereits 1167 Kirchen standen. Folgende Weiler der Gemeinde werden erstmals urkundlich erwähnt: Moosbach im Jahre 1152, Eymühle im Jahre 1180, Hetzlinshofen im Jahre 1268, Albishofen im Jahre 1440 und Bühlhof im Jahre 1540.
Die Herrschaft Theinselberg mit sämtlichen vorher genannten Orten war ursprünglich österreichisches Lehen, ging dann in den Besitz der Ritter von Rothenstein über und wurde von diesen an die Marschälle von Pappenheim vererbt. Die Herrschaft Theinselberg war deshalb so begehrenswert, weil sie neben der niederen Gerichtsbarkeit auch mit dem Blutbanne ausgestattet war.
Nachdem Philipp von Pappenheim im Jahre 1558 die Lehre Calvins angenommen hatte, wurden dessen Untertanen in der Herrschaft Theinselberg reformiert, die Untertanen Alexanders behielten, wie ihr Herr, den katholischen Glauben. Die Glaubensspaltung von 1558 führte zu Zwistigkeiten zwischen den beiden Konfessionen, die sich vor allem um die Kirche St. Afra auf dem Theinselberg drehten. Im Jahr 1714 erbauten die Katholiken auf dem Theinselberg eine eigene Kirche, die 1746 durch Blitzschlag zerstört wurde.
Im Jahre 1747 wurde die heutige katholische Kirche am Fuße des Theinselberges eingeweiht. 1905 erhielt sie den neubarocken Turm und die Sakristei.
Mit der Einführung der Verfassung im Königreich Bayern im Jahre 1818 entstand die heutige Gemeinde Lachen.
Zeittafel zur Gemeinde Lachen
Erstnennung der Ortsteile | |
1097 | Herbishofen |
1097 | Theinselberg |
1150 | Lachen |
1152 | Moosbach (als Hemen) |
1180 | Eymühle |
1268 | Hetzlinshofen |
1440 | Albishofen |
bis 1802 | Lachen im Fürststift Kempten |
1804 | Einteilung der schwäbischen Provinz in Landgerichte |
1808 | Lachen zum Landgericht Grönenbach |
1813 | Lachen zum Landgericht Ottobeuren |
1862 | Lachen zum Bezirksamt Memmingen |
1939 | Lachen zum Landkreis Memmingen |
1972 | Lachen im Landkreis Unterallgäu |
1978 | Lachen zur VG Memmingerberg |
Gemeindebildung von Lachen
Die heutige Gemeinde Lachen besteht aus dem uralten Hochgerichtsbezirk Theinselberg der Herren von Rothenstein, der Marschälle von Pappenheim sowie deren Rechtsnachfolger, dem Fürststift Kempten, in dessen Händen sie bis zur Säkularisation 1803 blieb. | |
1818 | Bayerische Gemeindebildung Gemeinde Lachen mit den Ortsteilen: Albishofen, Bühlhof, Eymühle, Goßmanshofen, Herbishofen, Hetzlinshofen, Lachen, Niebers, Obermoosbach, Schießenhof, Theinselberg |
1804 | Einteilung der schwäbischen Provinz in “Landgerichte” |
1808 | Gemeinde Lachen zum Landgericht Grönenbach |
1813 | Gemeinde Lachen zum Landgericht Ottobeuren |
1862 | Gemeinde Lachen zum Bezirksamt Memmingen |
1939 | Gemeinde Lachen im Landkreis Memmingen |
1972 | Gemeinde Lachen im Landkreis Unterallgäu |
1986 | Gemeinde Lachen erhält ein eigene Hoheitsabzeichen |
1978 | Gemeinde Lachen in der VG Memmingerberg |
Daten zur Herrschaft Hetzlinshofen
1268 | Kloster Ottobeuren hat Besitz in Hetzlinshofen |
1273 | Schenkung von Gütern in Hetzlinshofen an das Antonierhaus in Memmingen, bis zum 15. Jahrhundert dessen Besitz |
15.-17. | Jahrhundert Neben dem Antonierkloster waren im 15./16. und 17. Jahrhundert die bedeutenderen Grundherren die Herren von Rothenstein, die Marschälle von Pappenheim und das Fürststift Kempten |
1537 | Bau des Schlosses durch Jörg Pfefferlin (als Lehensträger des Stiftes Kempten) |
1552 | Schloss im Besitz des Ludwig Stebenhaber, dann wechselnder Besitz |
1692 | Schloss und Herrschaft im Besitz des Stiftes Kempten |
1764 | Vom Stift Kempten an seinen Hofkanzler, Ritter Lorenz von Heunisch verliehen |
1783 | Tod der Maria Viktor von Heunisch, letzte hochfürstliche, kemptische Hofkanzlerin (Epitaph in der Kirche von Lachen) |
1785 | Teilweiser Abbruch des Schlosses |
1799 | Völliger Abbruch des Schlosses |
Inhaber der Herrschaft Theinselberg
Frühzeit | im Dunkeln |
14. | 1. Hälfte des Jahrhunderts “Ruergus de Felsenberg” |
15. | Jahrhundert eine von Österreich lehenbare Herrschaft |
bis 1424 | im Besitz der Herzöge von Teck |
ab 1424 | im Besitz der Ritter vom Stein zu Ronsberg |
1446 | durch Kauf von Hans vom Stein zu Ronsberg an Ludwig von Rothenstein |
1482 | durch Erbe an Marschall Heinrich von Pappenheim |
1692 | Erwerb der Besitzungen durch das Fürststift Kempten bis zur Säkularisation 1803 |
1700 | Zur Herrschft Theinselberg gehören folgende Orte: Albishofen, Bühlhof, Eymühle, Goßmannshofen, Herbishofen, Lachen, Moosbach, Niebers, Schießen, Theinselberg |
Die Kapelle in Goßmannshofen – Erinnerung an ihren 40. Geburtstag
Es ist kein Zufall, sondern erlebte und erlittene Geschichte, dass die Gemeinde Lachen auf drei Kirchen blicken darf: St. Afra auf dem Theinselberg und St. Michael in Herbishofen aus dem 15. Jahrhundert gehören der ev.-ref. Kirche, St. Afra in Lachen, 1746 am Fuss des Theinselberges erbaut, ist Eigentum der katholischen Kirche. Dazu gesellt sich seit 1954 die Kapelle in Goßmannshofen.
Ein wenig abseits der Verbindungsstrasse Albishofen-Dietratried winkt sie vom Ortsteil Goßmannshofen herüber: Der „Schmerzhaften Muttergottes“ ist sie geweiht. Sie steht noch in keinem Kunstführer, würde es aber wohl verdienen.
Es war 1954. Pater Aegidius Kolb OSB war gerade zwei Jahre Pfarrer in Lachen, als er mit der Kirchenverwaltung seine Idee in die Wirklichkeit umsetzen konnte: im Weiler Goßmannshofen eine Kapelle zu erbauen. In Ziegeleidirektor Matthäus Haberl fand er einen hochherzigen Spender. Den Plan fertigte Regierungsbaumeister Willi Hornung von Ottobeuren.
Mit vielen freiwilligen Arbeitsstunden wurde der Rohbau errichtet. In ganz kurzer Zeit bekam die Kapelle ihr heutiges Gesicht: ein zierlicher Bau mit ausgewogenen harmonischen Massen und ein leichter Dachstuhl mit einem idyllischen Dachreiter ist rundum sichtbar. Die Glocke, von der Firma E. Gebhard in Kempten gegossen, wurde am 20. Mai von P. Aegidius Kolb OSB geweiht, um mit seinen Worten zu sprechen, „das Türmchen zu zieren und den Englischen Gruss zu läuten“.
Durch das freundliche Eingangstor mit den schmiedeeisernen Beschlägen betritt der Besucher das Innere. Ihn überrascht ein feiner schlichter Raum. In der Altarnische thront die „Schmerzhafte Muttergottes“. Die Altarwand der Kapelle bemalte 1959 der Mindelheimer Kunstmaler Erwin Holzbauer mit den „Geheimnissen des Schmerzhaften Rosenkranzes“.
Den festlichen Tag der Einweihung am 23. Mai 1954 umrahmten die Musikkapelle, die Fahnenabordnungen und die ganze Gemeinde. Nun findet alljährlich an einem schönen Maientag eine feierliche Prozession zur Kapelle nach Goßmannshofen statt.
Im Frühjahr 1988 war eine grössere Renovierung notwendig geworden. Unter der Verantwortung von Kirchenpfleger Hubert Riegg waren es wieder freiwillige Helfer, die die dringenden Sanierungsarbeiten zur „Ehre Gottes“ erledigten.
Heute ragt die Kapelle von Goßmannshofen – nicht zuletzt durch stete liebevolle Aufsicht – als Zeichen zeitgenössischen Kirchenbaues wahrhaftig hervor.
Kreszentia Fickler